Die „Grand Dame“ – Margarete Bublitz
Margarete Bublitz, die Grand Dame der Parfümerie Brückner hat durch ihr einzigartiges Gespür für Innovationen die Entwicklung der Parfümerie Welt stark geprägt. Noch heute ist ihre einmalige Persönlichkeit in der Branche weit über die Grenzen Münchens bekannt und ihr Geist allgegenwärtig.
Frau Bublitz, haben Sie Ihre Großmutter, Margarete Bublitz noch persönlich kennengelernt?
Aber natürlich.
Bereits als Kind wollte ich immer bei meiner Oma im Geschäft vorbeischauen, die vielen tollen Düfte und Cremetöpfe haben mich schon damals fasziniert. Ich habe auch noch einige Jahre mit ihr zusammengearbeitet bevor sie dann durch einen schrecklichen Autounfall ums Leben kam.
Wie haben Sie sie in Erinnerung oder wie wurde sie Ihnen geschildert? Was waren ihre herausragenden Eigenschaften?
Meine Oma war eine absolute Pionierin. Sie schreckte vor nichts zurück und hatte die Nase immer ganz vorne. Sie hatte ein untrügliches Gespür für interessante Marken und war nicht umsonst bei allen Deutschlandeinführungen der Industrie immer vorne mit dabei. So waren wir das erste Geschäft in Deutschland, das damals Estée Lauder verkaufen durfte, mit der meine Oma übrigens gut befreundet war.
Auch auf jedem Fest und Ball war sie die erste und aber auch eine der letzten die gegangen ist. Sie konnte und wollte rund um die Uhr feiern.
Gibt es eine typische Anekdote über sie?
Da sind bestimmt einige Dinge zu berichten.
Wie bereits erwähnt, hat sie gerne gefeiert und war dabei ziemlich robust. Sie war am Abend die letzte Person, die gegangen ist, wurde aber am Morgen vor allen anderen bereits wieder – nach einer Runde schwimmen wohlgemerkt – am Frühstücksbuffet gesehen. Viele der damaligen Geschäftsführer der Kosmetikmarken hatten Schwierigkeiten, da mitzuhalten.
Sie war sehr kommunikativ und hat sich in allen Sprachen mit Kunden und Gästen unterhalten, auch wenn sie eigentlich keine andere Sprache außer Deutsch sprach. Ich fand das immer sehr bewundernswert. Zumal ich das Gefühl hatte, dass jeder verstanden hat, was sie sagte.
Was war das Geheimnis ihres Erfolgs in der Parfümerie?
Auf jeden Fall ihr untrügliches Bauchgefühl. Sie hatte tatsächlich einen Riecher dafür, was ein Renner wird. Auch hatte sie einen extrem coolen und außergewöhnlichen Stil, der andere Menschen inspirierte und lockte.
Selbst war sie immer in grellen Farben gekleidet und trug riesige Hüte (was meinem Vater oft sehr peinlich war, wenn sie gemeinsam auf eine Einladung gegangen sind ) und ihre damalige Ladeneinrichtung war super modern mit getigertem Teppich.
Welche Innovationen brachte sie mit ins Geschäft, als sie es übernahm?
Grundsätzlich scheute sie nicht vor Neuem. Das hat sich sehr schnell rumgesprochen und alle Marken, die nach Deutschland kamen, haben bei ihr angeklopft.
So wie Estée Lauder, Ultima II, Lancaster, Helena Rubinstein, YSL, etc.
Auch damals hieß es schon „Wenn Sie das irgendwo bekommen, dann bei Brückner im Rathaus“
Welche Ausbildung hatte sie zuvor absolviert oder war sie eine Self-Made-Woman?
Sie war ausgebildete Friseurin. Zu damaliger Zeit einer der wenigen Berufe, die Frauen erlernen durften oder konnten. All das Wissen, um eine Parfümerie zu führen, hat sie sich später selbst angeeignet.
Stieß sie damals noch auf Schwierigkeiten, weil sie als Frau das Geschäft leitete?
Es war für sie bestimmt nicht einfach, sich als Frau in einer Welt der Männer zu behaupten, das habe ich ihr aber nie angemerkt. Sie war einfach ein Unikat und hat sich auch nichts gefallen lassen.
Wie hat sie Familie und Beruf aufgeteilt? Gab es in dieser Hinsicht Unterstützung?
Meine Oma war mehr Geschäftsfrau als Hausfrau. Sie hatte eine Haushälterin und ihre Kinder waren alle bereits groß und selbstständig, somit konnte sie – wie sie es am liebsten tat – rund um die Uhr arbeiten.
Welche Verkaufs-Philosophie hatte sie?
Sie selbst war der beste Beweis, dass die richtige Pflege die Haut lange schön hält.
Ihre Argumente waren eigentlich ganz einfach.
Sie hat die Kundin nach der Pflegeroutine gefragt, diese sagte meist „Nichts“, und meine Oma erwiderte: „Das sieht man, würden Sie wie ich (z.B. Estée Lauder) nehmen, würde Ihre Haut viel besser aussehen. Kommen Sie mal mit. Ich zeige Ihnen, was Sie brauchen“ und dann wurde nicht nur verkauft, sondern auch gut beraten und vielleicht fanden sich am Ende noch neue gute Freunde.
Margarete Bublitz hat ihr Geschäft mit großer Leidenschaft und mit viel Engagement geführt. Welche Produkte lagen ihr besonders am Herzen?
Aufgrund der Freundschaft mit Estée war sie ein großer Lauder Fan. Als damals der Duft Beautiful (von Estée Lauder) auf den Markt kam hat sie sich ein Kleid genau in diesem „Beautiful“ Pink schneidern lassen.
Grundsätzlich hat sie aber alles Neue und Individuelle geliebt
Hat sie auch heute noch Vorbildfunktion für Sie?
Auf jeden Fall. Sie schaut uns ja auch jeden Tag über die Schulter – es hängt ein wunderschönes Foto von Margarete Bublitz in unserem Hauptgeschäft am Marienplatz.
Ich denke, ich habe viel meiner Intuition und Liebe zu unserer Branche von ihr vererbt bekommen.
Worum beneiden Sie sie?
Um ihre Kondition und ihr Kommunikationstalent. Ich habe ein paar Jahre gebraucht, bis ich mich aus ihrem Schatten freischwimmen konnte. Es war für mich zu Anfang nicht einfach, immer zu hören wie großartig DIE Frau Bublitz war. Ich war immer nur die Enkelin. Heute bin ich froh und stolz so eine grandiose Großmutter gehabt zu haben.
Was können wir als Kundinnen von ihr lernen?
Es ist nie zu spät!
Sie hat bis ins hohe Alter die Nähe der Jugend gesucht, um immer alle Veränderungen mitzubekommen. Sie war positiv eingestellt und offen für Innovationen. Ich hörte niemals von ihr: „Früher war alles besser“.
Aber natürlich: „Wenn Du Deine Haut liebst, dann pflege sie gut.“
Welche Produkte, die sie damals neu ins Geschäft brachte, gibt es immer noch?
Oh! Da hat sich wohl vieles geändert. Auch wenn wir noch Marken führen, die auch meine Oma schon verkauft hat: z.B. Guerlain oder Caron. Aber die Marken wie auch die Produkte haben sich verändern. Ach ja, 4711 haben wir noch. Das ist wohl das einzige, das es damals schon bei uns gab.
Auch heute noch das wachende Auge – Margarete Bublitz.